Feuerwerkstourismus

Die in Deuschland geltenden rechtlichen Bestimmungen in Bezug auf das Abbrennen von Feuerwerk der Klasse II (Silvesterfeuerwerk) dürften wohl jedem Hobby-Zündler bekannt sein. Hierzulande ist es uns nur am ersten und letzen Tag des Jahres vergönnt, bunte Sterne in den Himmel zu schießen und dem Funkenflug hinterher zu schauen. Was jedoch tun, wenn die Lust am Feuerwerken zu groß und die Zeit bis zum nächsten Silvester noch viel zu lang ist?

An Omis 80. Geburtstag eine Ausnahmegenehmigung beantragen oder heimlich einen Böller zünden? Beide Möglichkeiten sind nicht optimal... die erste zu aufwendig und die zweite nicht legal. Warum nicht einfach ins benachbarte Ausland ausweichen? Glücklicherweise gibt es nicht überall solch strenge gesetzlichen Bestimmungen und Verordnungen wie in unserem Lande.

Ein kurzer Blick zu unserem östlichen Nachbarn Polen lässt die Herzen der Feuerwerksfans höher schlagen. Beschränkungen sind ein Fremdwort. So ist es möglich, Feuerwerkskörper jederzeit käuflich zu erwerben und auch abzubrennen. Erhältlich sind pyrotechnische Gegenstände auf allen großen Märkten (Achtung, recht teuer) sowie in diversen kleineren Läden. Diesen Umstand und die Nähe der polnischen Grenze nutzend, macht sich des öfteren eine kleine Gruppe von "Feuerwerkern" auf den Weg in einen kleinen Ort, deckt sich dort mit Feuerwerkskörpern ein, fährt auf ein abgelegenes Feld um die Lärmbelästigung der Bevölkerung gering zu halten und frönt in der freien Natur dem seltenen Hobby des Feuerwerk-Abbrennens. Dabei wurden bereits diverse Knallkörper, Raketen, Batterien und sonstige erhältliche Feuerwerkskörper einem intensiven Test unterzogen.

Leider hat auch in Polen der Vormarsch fernöstlicher Feuerwerkshersteller Spuren hinterlassen, so dass nahezu 100% der erhältlichen Gegenstände aus China importiert werden. Daher ist auch der oft zitierte Name "Polen-Böller" vollkommen irreführend. Sollte es einem Feuerwerks-Freund jedoch noch möglich sein, pyrot. Artikel aus polnischer Produktion zu ergattern, möge er diese in Ehren entzünden. Mir sind Knallkörper des Herstellers xyz mit dem Namen zyx in guter Erinnerung geblieben, deren Verarbeitung solide und die Wirkung im Vergleich mit ähnlichen Erzeugnissen aus chinesischer Produktion hervorragend war.

Knallkörper sind in nahezu allen Größen und Ausführungen zu erwerben. Angefangen von Reibkopf-Mini-Knallern (Piccolo) über Petarden, Double- und Triple-Bangs (Zwei- und dreifach-Knaller), Widow-Maker (Knaller mit Pfeif- und Cracklingsatz), Sharks (laute Knallkörper mit Zündschnur) u. Big Jumbos, ist für den Fan des kleinen und großen Knalls immer etwas dabei. Auch die recht bekannten Gigant Maroons sind noch stellenweise auf Märkten erhältlich.

Beachtenswert bei allen in Polen erhältlichen Knallkörpern ist deren pyrotechnischer Satz. Gegenüber den in Deutschland erhältlichen Knallkörpern, in denen nur Schwarzpulver als Knallsatz erlaubt ist, werden die polnischen Pendants ausnahmslos mit Blitzknallsatz befüllt. Allerdings sind die bei uns sehr bekannten und in Schinken-Form als Massenware erhältlichen China-Böller sehr selten zu finden. Raketentechnisch bietet sich dem Feuerwerkstourist ebenfalls eine große Auswahl. Im Sortiment oder auch als Einzelexemplar angeboten, in diversen Größen und mit unterschiedlichen Füllungen, jeweils mit Zerlegersatz versehen und dadurch recht voluminösem aber kurz stehendem Bukett, macht der Abschuss dieser Flugkörper viel Freude.

Einen dicken Geldbeutel wünscht sich der staunende Betrachter beim Anblick der feilgebotenen Batterien. Angefangen von der Bombettenbatterie für ca. 3 Euro bis zum Mega-Cake für 100 Euro findet sich für jeden etwas. Viel Spaß bereiten die kleinen Pfeifbatterien mit Knall die in unterschiedlicher Schussanzahl erwerbbar sind. Bei den sonstigen Feuerwerkskörpern sind vor allem der "Circoblitz", mit seiner leider nicht immer vorhersehbaren aber geräuschvollen Flugbahn und großem Bukett, sowie die Feuervögel ("Kamikadze"), welche ihren Aufstieg mit einem lauten Blitzknall beenden, besonders hervorzuheben.

Allgemein ergibt sich über die Sicherheit der pyrotechn. Erzeugnisse ein positives Bild. Die in der deutschen Medienlandschaft über "Polen-Böller" stark verbreiteten Horrorszenarien von Brandwunden, abgerissene Extremitäten o.ä. sind definitiv nicht zu erwarten. Bei sachgemäßem und verantwortungsvollem Umgang bieten auch diese Feuerwerkskörper ein hohes Maß an Sicherheit. Allgemein lässt sich feststellen, dass Polen ein feuerwerksfreundliches Land ist. Die dortige Bevölkerung stört das muntere Treiben der Feuerwerker keineswegs. Die Händler geben als Tipp: "Was ihr hier kauft, könnt ihr auch hier verschießen".

Sollten weitere Feuerwerksfreunde auf die Idee kommen, ihre Aktivitäten in etwas abgelegene Gebiete der Nachbarländer zu verlegen, gilt zu beachten, dass Feuerwerksreste stets entsorgt werden, auf den Brandschutz geachtet wird und das Verbringen pyrotechn. Artikel nach Deutschland nicht erlaubt ist. So steht einem kleinen Ausflug aufs Feld und dem Abschuss einer Rakete nichts im Weg. Wenn man dann in einer lauschigen Sommernacht dem Glühen der bunten Sterne nachblickt und aus dem Nachbarort wie zur Antwort das Hämmern einer Batterie herüberschallt, gerät der Feuerwerksfreund schnell ins Träumen...

Folgende Netzseiten seien dem werten Interessenten ans Herz gelegt:

http://www.jorge.pl
http://www.pirotechnik.pl
http://www.tropic.pl


1489 Kommentare zu Feuerwerkstourismus

  1. mondfeuer
    mondfeuer

    »Zum Thema Niederlande: Viele Niederländer sind eher feuerwerksfreundlich bzw. tolerant genug, anderen Leuten ihren Spaß zu gönnen, außerdem haben sie einen ausgeprägten Sinn fürs Feiern, ich habe das bei einem Jahreswechsel in Amsterdam selbst miterleben dürfen. Nach den neuesten Gesetzesänderungen sind dort jetzt 100.000er-Knallmatten erlaubt, sowie große Batterien mit bis zu 500g Satzladung, nachladbare Bombenrohre und 40g-Raketen. Die Nähe zu Belgien hat zur Folge, daß auch viele in Holland eigentlich nicht erlaubte Artikel zu finden sind, hauptsächlich große Böller und Reibeknaller mit BKS. Die Preise sind insgesamt eher niedrig, allerdings muß man für die dickeren Geräte schon etwas tiefer in die Tasche greifen, eine große 500g-Batt mit Finale und maximaler Ladung pro Rohr kostet ca. 45.- bis 60.- Euro, die 100.000er-Matten sind ab 120.- Euro zu haben, usw. Raketen sind vergleichsweise günstig, für ein normales Sortiment mit 7-8 großen 40g-Raks mit Zerleger zahlt man etwa 15.- bis 20.- Euro, es gibt aber auch sehr schöne Sortimente mit vielen kleineren Knall-, Leucht- und vor allem Pfeif-/Kreisch-Raketen für unter 10.- Euro. Produkte von folgenden Firmen sind auf alle Fälle empfehlenswert: Broekhoff, Zena, Brave en Wichers, BreeschotenVuurwerk und Leslie, letztere bringen demnächst auch bei uns eine Serie mit Batterien auf den Markt.«

  2. sureshot

    »Reibkopfraketen...was soll das den für einen Sinn machen? Da müsste man die Rakete ja beim Anzünden in der Hand halten, und das ist nicht im Sinne des Erfinders. Die ganz alten DDR-Raketen hatten statt einer Zündschnur einen kleinen Zündhügel aus langsam brennendem, festem Schwarzpulver am Triebwerk, der entfernt an einen Reibkopf erinnert, aber keiner ist.«

  3. Kracher

    »Also ich kann diese Frage leider nicht beantworten. Ich kenne diese Raketen leider nicht. Aber um mal auf das Thema Ausland zu kommen, muß ich sagen, daß die Niederlande ein wohl eher feuerwerksfreundliches Land ist (so habe ich es mal gehört). Ich selbst habe mit der niederländischen Bevölkerung sehr gute Erfahrungen gemacht. Das hat allerdings nichts mit dem Thema Feuerwerk zu tun. Wir sind damals öfter mal zu Motorradsport-Veranstaltungen dorthin gefahren. Meine zweite Leidenschaft ist neben dem Feuerwerk nämlich mein Geländesport-Motorrad (Enduro). Die Leute dort sind sehr freundlich, hilfsbereit und aufgeschloßen.«

  4. Der Klon

    »Gibts im Ausland eigentlich Reibkopfraketen?«

  5. sureshot

    »Ich bin auch dabei die letzten der noch erschwinglichen Restbestände deutscher Feuerwerkskultur zu bunkern und auch zum Erhalt der noch hier produzierten Klassiker beizutragen. Kauft die Sachen die noch in Deutschland produziert werden! Wie mondfeuer zutreffend schreibt, die Endzeit ist da!«

  6. sureshot

    »Wär ja cool wenn's in P I auch "Böller" und Raks bei uns gäbe. Aber nicht mal Satelliten und Kolibris haben sie uns gelassen, die Penner.«

  7. mondfeuer
    mondfeuer

    »Ich habe viele schöne alte Artikel in meinem Sammelsurium, von denen ich mich mit Sicherheit nicht so schnell trennen werde, im Grunde bin ich aber kein echter Sammler, sondern versuche, gute deutsche Ware mit Schwerpunkt Knaller und Raketen in ausreichenden Mengen und zu normalen Preisen zu finden, um sie zu verschießen. Ich habe zu einigen der alten Schätzchen ein teilweise etwas abgedrehtes Verhältnis, das Außenstehende oft nicht nachvollziehen können bzw. mich für leicht bescheuert halten; ein zyl. Nico-Kanonenschlag super (heute "D") aus den 70ern oder ein ähnlich alter violetter Depyfag-Perplexschlag, schöne alte Comet-Raks oder Feistel-Reiber und vor allem echte Schwärmer sind für mich aber nicht nur Papphülsen mit Effekt- oder Knallsatz, sondern ein Stück Geschichte, besser gesagt ein Stück meiner persönlichen Geschichte und eben auch ein Teil der deutschen pyrotechnischen Hochkultur, die in den letzten zwei Jahrzehnten zunehmend den Chinaimporten und dem allgemeinen Billig-Wahn geopfert wurde. Deswegen ist es immer wieder lohnend, sich nach den Klassikern aus alten Tagen umzusehen und für deren Beschaffung auch etwas Mühe in Kauf zu nehmen, wenngleich mir auch bewußt ist, daß diese Phase nicht ewig anhalten wird. Technisch betrachtet befinden wir uns in der letzten Ausverkaufsphase der noch in einigen Mengen verfügbaren älteren Artikel von Nico, Comet, Feistel und (mit Abstrichen) Weco, aber ähnlich wie bei den Comet-Plastikraks, deren Bestände im Augenblick rapide schwinden, wird es bald bei allen alten Sachen aussehen... die Endzeit hat sozusagen begonnen. Das klingt düster, ist aber leider Tatsache. Damit das mit den noch bestehenden deutschen Produkten von Weco (Kanonenschläge, Reiber, Raketen, Ü-/Feuerblumen-Vulkan, Diamantsonne, usw.), Ofi (Raketen), Zink (Raketen, PM-I-Pyromun) und Nico (zyl. Kanonenschläge) nicht auch noch passiert, kaufe und unterstütze ich persönlich diese Produkte nach Kräften.«

  8. Knaller

    »Von der Verbraucherzentrale NRW (Dez. 2004): "Auf Kennzeichnungsnummer achten: Böller und Raketen der Klasse P I sind weniger gefährlich. Produkte mit der Bezeichnung P II dürfen nur zu Silvester an Personen über 18 Jahre abgegeben und im Freien abgebrannt werden. Von Feuerwerkskörpern ohne amtliche Prüfnummer sind die Finger zu lassen! Diese Waren entsprechen in der Regel nicht dem deutschen Sicherheitsstandard. Zudem lässt ihre Qualität zu wünschen übrig, da ihre Sprengkraft oft viel heftiger und die Gefahr einer Fehlfunktion deutlich erhöht ist." - Ich spar mir mal weitere Kommentare.«

  9. der lübecker!!!
    der lübecker!!!

    »p.s.ich kann auch nicht anders als jeden tag auf diese und andere diversen seiten nachzuschauen was es denn so zu gucken gibt!!!meine freundin meint ich wäre krank!und das schlimme ist,ich glaube sie hat recht!ich bin pyro verseucht,sorry!!!die besten grüße«

  10. der lübecker!!!
    der lübecker!!!

    »ausser bienenkörbe(kubische kanonenschläge) und diverse andere deutschen kanonenschläge,kaufe ich mir fast nix mehr zum knallen zu silvester,vielleicht noch keller c.echt schade!!!deswegen bin ich auch so heiß drauf mal in einem anderen land die sachen aus zu probieren.in polen war ich schon,geht auch ab.aber die benelux staaten reizen mix ungemein!auf jeden fall muß ich auch mal sagen das ich es mehr als schön finde hier auf gleichgesinnte zu treffen. auf mehr jungs!!!«

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