Mehr Spaß zu Silvester und weniger Verletzte?

vom "Radkurier"

Jedes Jahr stelle ich erneut fest, wie schnell die Silvesterzeit vorbei ist. Dann heißt es wieder: ein Jahr warten! Wenn man sich das mal genau überlegt, bleiben einem für den richtigen Silvesterspaß wirklich nur wenige Stunden. So habe ich gehört, dass es in einigen Großstädten nur von 18 bis 1.00 Uhr nachts erlaubt sein soll Feuerwerk abzubrennen. Bei uns in Berlin ist es, man möchte meinen - Gott sei Dank - sogar bis 7.00 Uhr morgens erlaubt. Ist das wirklich so? Warum gibt es so viele regionale Unterschiede? Das liegt daran, dass die Gemeinden und Städte selbst festlegen können, in welchem Zeitraum es erlaubt ist, Feuerwerk zu zünden. Ein Umstand, auf den man scheinbar keinen Einfluß hat und dem man sich wohl fügen muss. So bleibt es weiterhin in Hamburg beim Zapfenstreich um 1.00 Uhr nachts und in Berlin um 7.00 Uhr morgens.

Nun fragte ich mich schon oft, wieso es angeblich so viele Verletzte, bzw. so viele Unfälle zu Silvester gibt. Dabei ist die Antwort doch ganz offensichtlich. Viele, die sich auf diesen Tag so freuen wie ich, können es doch kaum erwarten, bis es soweit ist. Die Energie staute sich. In dem Wissen, dass die Zeit schneller vorbei sein wird als man glauben mag, versucht man natürlich soviel wie möglich zu erleben. Gerade durch den Zeitmangel kommt es zu Stress und alles scheint sich zu überschlagen. Etwas zu genießen und in Ruhe abzubrennen scheint gar nicht möglich. Es dürfte wohl jeder verstehen, dass diese Faktoren die Verletzungsgefahr und das Unfallrisiko stark erhöhen. Zu allem Überfluss spielt der vermehrte Alkoholkonsum in diesen Stunde eine zusätzlich große Rolle, so dass Besonnenheit und Vorsicht zu kurz kommen.

In vielen Nachbarländern, in denen das Abbrennen von Feuerwerk das ganze Jahr über erlaubt ist und wo die Feuerwerkskörper teilweise sehr viel explosiver sind als hier in Deutschland, lässt sich beobachten, dass zu Silvester sehr viel weniger los ist. Das mag den Einen oder Anderen in Erstaunen versetzen. Doch unsere Mitmenschen aus den Nachbarländern haben nicht die Notwendigkeit alles das, was ihnen so viel Freude bereitet, in wenigen Stunden schaffen zu müssen. Folglich gibt es dort auch viel weniger Unfallpotential, trotz der vermeintlich explosiveren Pyrotechnik. So glaube ich, dass die jährlichen Zahlen über Verletzte an Silvester stark zurückgehen würden, wenn man uns Freunden des Feuerwerks mehr Raum geben würde, unser Hobby auszuleben.

Davon abgesehen halte ich die Zahlen über Verletzte zu Silvester für nicht repräsentativ. Ich möchte hier keinesfalls die wertgeschätzte Arbeit der Medien anzweifeln, aber es ist fraglich, ob Menschen, die an diesem Tage zu Schaden gekommen sind, sich auch wirklich ausschließlich durch den Umgang mit Feuerwerk verletzt haben. Schließlich verletzen sich auch an jedem anderen Tag des Jahres hunderte Menschen, ohne je mit Feuerwerk in Berührung gekommen zu sein. So werden jedes Jahr nach Neujahr die gleichen Stimmen laut, die danach schreien, Abbrennmöglichkeiten für Feuerwerk zu Silvester noch weiter einzuschränken, um damit vermeintlich weniger Verletzte zu beklagen. Ich halte dies für einen Trugschluss und behaupte, dass es einen gegenteiligen Effekt erzielen würde. Dagegen könnte man mit mehr Zeit, Ruhe und Besonnenheit viele Verletzungen vermeiden.

Dieser Gedanke quälte mich schon seit geraumer Zeit und jedes Jahr stieß ich erneut auf mein Unverständnis. So auch vor 2 Jahren, wo es mich bereits am frühen Mittag des 31.12. bewegte, einen Reibkopfknaller vom Balkon zu schmeißen und mich des Klanges hinzugeben. Wem ging es nicht auch schon so, dass er schon an den Tagen zuvor mal das Eine oder Andere ausprobierte. Seinerzeit wurde ich von einem neuen Bekannten über etwas für mich sehr Interessantes informiert: Jener Bekannte wusste zu berichten, dass die Einschränkungen der Abbrennzeiten zwar von den jeweiligen Gemeinden und Städten festgelegt werden dürfen, was sich aber lediglich auf Feuerwerkskörper mit ausschließlicher Knallwirkung bezieht. Was sagte mir das jetzt? Er fuhr fort, dass das Abbrennen von Feuerwerk zu Silvester schon ein lang bestehendes Gesetz sei, das sich so einfach nicht aufheben ließe. Man könne nur gewisse Einschränkungen vornehmen. Tatsächlich ist es so, dass das Abbrennen von Feuerwerk mit Schlag 0.00 Uhr des 31.12. erlaubt ist und erst wieder am 01.01. 24.00 Uhr endet.

Das heisst, dass es gesetzlich erlaubt ist 48 Stunden lang Feuerwerk der Klasse 2 abzubrennen, unabhängig von Bestimmungen und Konventionen einzelner Städte oder Gemeinden. (Ausgenommen sind Regionen, in denen aufgrund von Reetdächern das Abbrennen von Feuerwerk insgesamt verboten ist.) So bezieht sich die Einschränkung 18 bis 7.00 Uhr (für Berlin) nur auf Feuerwerkskörper mit ausschließlicher Knallwirkung wie z.B. Böller, Knaller, Knallraketen(?), Kanonenschläge oder ähnlichem. Feuerwerk mit optischen Effekten dagegen, sind während dieser 48 Stunden durchgängig erlaubt. Dazu gehören Raketen, Vulkane, Fontänen, Römische Lichter und Verbundfeuerwerk mit nicht allzu starker Zerlegung.

Hierzu ein Auszug aus einem Polizeihandbuch der Berliner Polizei, das ich mir im Zuge dessen besorgte, um mein Tun zu rechtfertigen, wenn ich bereits in der Nacht vom 30.12. zum 31.12. mit meinem Feuerwerksspaß beginne:

Verwenden pyrotechnischer Gegenstände der Klassen I und II

(1) Pyrotechnische Gegenstände der Klasse I dürfen während des ganzen Jahres - auch von Personen unter 18 Jahren - verwendet (abgebrannt) werden.

(2) Pyrotechnische Gegenstände der Klasse II dürfen gemäß § 23 Abs. 1.1. SprengV in der Zeit vom 02.Januar bis zum 30. Dezember nicht verwendet (abgebrannt) werden. Erlaubt ist somit das Abbrennen am 31. Dezember ab 00.00 Uhr und am 01. Januar bis 24.00 Uhr jedoch nur soweit es sich um Feuerwerkskörper ohne Knallwirkung handelt und soweit das Abbrennen nicht als grob ungehörige Handlung im Sinne von § 118 Abs. 1 OwiG anzusehen ist.

(3) Die Verwendung pyrotechnischer Gegenstände der Klasse II mit ausschließlicher Knallwirkung (z.B. Kanonenschläge) ist nur in der "Silvesternacht" (31.Dezember ab 18.00 Uhr, 01 Januar bis 7.00 Uhr) gestattet. Die Verwendung pyrotechnischer Gegenstände der Klasse II mit ausschließlicher Knallwirkung außerhalb der "Silvesternacht" wird alljährlich durch eine sprengstoffrechtliche Anordnung (Allgemeinverfügung) nach § 24 Abs. 2 Nr. 2.1. SprengV verboten, die vor dem jeweiligen Jahreswechsel im Amtsblatt für Berlin bekannt gemacht wird.

(4) Personen bis zum vollendeten 18. Lebensjahr dürfen pyrotechnische Gegenstände der Klasse II auch nicht am 31. Dezember und am 01. Januar abbrennen (§ 23 Abs. 1 Satz 2.1. SprengV)

Als ich von der tatsächlichen Gesetzeslage erfuhr, veränderte sich mein Gefühl für Silvester schlagartig. Noch zum gleichen Jahreswechsel traf ich mich mit jenem Bekannten und anderen Freunden am Abend des 1.Januar zu einem fantastischen Leuchtfeuerwerk. So viel Zeit und Ruhe hätte ich mir vorher nie vorstellen können! Selbst Filmaufnahmen machten mir Spaß, wozu ich sonst nie Zeit gefunden hätte. Es ist letztlich nicht sehr überraschend, dass Medien zum Instrument der Politik wurden und uns Bürgern stets suggerierten, dass der Abbrand von Silvesterfeuerwerk ausschließlich in den genannten Zeiten erlaubt sei. Im Jahr 2003 plante ich mein Feuerwerk nun ganz anders und völlig frei von Stress. Natürlich hatte man immer noch zu wenig Zeit, aber es kam für mich ein Hauch von zusätzlichem Genuss zum Ausdruck, den ich all die Jahre zuvor noch stark vermisste. Ich teilte mein Feuerwerk auf: ein Drittel für die Nacht vom 30. zum 31., ein Weiteres für die Silvesternacht und den dritten Teil für den Abend des 1. Januar. Am 30.12.03 besuchte ich dann ein schon lang ersehntes Konzert, welches um 20.00 Uhr beginnen sollte. Im Kofferraum hatte ich bereits mein Feuerwerk. Das Konzert war spitze, die Vorfreude auf 0.00 Uhr begleitete mich schon den ganzen Tag und ließ alles viel intensiver auf mich wirken. Nach einigen Zugaben auf dem Konzert kam ich erst gegen 1.00 Uhr aus der Veranstaltung und wollte nun nichts mehr von der doch gerade neu gewonnenen Zeit verlieren. 20 Minuten später traf ich mich mit einem Freund, dem ich zuvor begeistert von der Entdeckung dieser Gesetzgebung berichtete und der sich mir daraufhin sofort anschloss und mit mir bis früh in den Morgen das Silvesterfest gebührend einläutete.

Ich hoffe mit diesen Zeilen dem Einen oder Anderen eine interessante Perspektive und Hilfe geboten zu haben, denn auch ich freue mich über weniger Verletzte zu Silvester. Einen Nachteil hat das Ganze natürlich, ich musste viel mehr Geld für viel mehr Feuerwerk ausgeben.

In diesem Sinne
Der Radkurier


146 Kommentare zu Mehr Spaß zu Silvester und weniger Verletzte?

  1. Hans

    »JA ich finde böller am besten!!!«

  2. hannes

    »ich liebe batterien,böller,und natürlich raketen«

  3. »ich finde die böler toll und ich bin ein silvester fan.«

  4. e_clipse
    e_clipse

    »Oh ja, ich kann mir die verknitterten Gesichter schon bildlich vorstellen. Schööön.
    Wegen der Abbrennzeiten für Knallkörper - weiß jemand wie das in DD geregelt ist? Feiere bei einer befreundeten Familie (die sind nicht so extrem Pyro wie ich) und suche auch noch einen schönen Speziladen zum Schnökern und um die Kaufsucht zu befriedigen. Gibt es sowas noch? Oder ist nur noch 08/15 Zeug angesagt wie bei LiDl und Co? Wenn nicht -> zum Glück habe ich dann Online vorgesort. Aber auf "Raubzug" gehn wie in der Jugend gehört irgendwie immernoch dazu.«

  5. chinakalle

    »sind die Abrennzeiten von Stadt zu Stadt verschieden ?
    oder gelten feste Zeiten
    na wenn ich um 6 am Neujahrstag auf Toilette muss dann Fenster auf und noch paar Knaller in Hof und vorstellen , wie die Feuerwerksgegner wach werden und in ihren Betten mit ihren Saufbrummschädeln schimpfen auf die die kein Ende finden , grins
    dann schlaf ich zufrieden ein mit einen Pyrolächeln«

  6. Anonym

    »Ganz meine Meinung^^
    Ich glaube ich druck mir den Gestetztesauszugaus und halte ihm jeden unter die nase, der mir sagt ab 5(!) Uhr morgens nach silvester dürfe man nicht mal mehr feuerwerk der Klasse 2 verwenden...diese Diskussionen kosten mich meistens eh schon viel der leider zu knappen Feuerwerkszeit. Außerdem ist es eh viel schöner sein Feuerwerk abzuubrennen ohne auf die Uhr schauen zu müssen das stresst nur unnötig.
    An alle Pyromanen da draußen: Steht zu eurem Recht XD
    Viel Spaß noch dieses Jahr^^«

  7. Domi

    »Das beste kl.1 feuerwerk ist echt die orginale kobold bombette (ca. 1,5 cm durchmesser 7 cm lang) die ich mal bei ebay mitbestellt habe. flogen mit schönen silbernen schweif bis zu 25 m hoch!!! etwas später gabs dann die importe, die schoßen aber nur etwa 8 m hoch, hatten dafür aber einen sehr lauten knall (etwa wie ein pyrocracker :D)
    beide varianten waren sehr gut und billig (originales verkaufsdisplay: etwa 12 euro bei 10 4er packs; display des verkaufes: 14 euro für 12 4er packs)
    naja, mein vorrat ist immer gefüllt ;)«

  8. ulti13

    »Was zu Paragraph 2
    Das mit den Verletzungen weiß ich selbst, da ich aus lauter stress die Treppe runter gefallen bin. lol naja stimmt schon.«

  9. Bariga

    »Was du dar geschrieben hast ist echt hamma,also ich finde du hast vollkommen recht damit was du sagst ich finde auch das viel zu wenig zeit ist. Es müsste so sein das man ab dem 28.12-1.1 böller darf dan hatt man genug zeit das alles zu geniesen.«

  10. chinakalle

    »Kl.1 Zeugs ist mal was zum anwärmen weis nicht wie es euch geht aber kann mich auch an solchen Sachen mal erfreuen , bevor es ernster wird und die ersten Knallis gezündet werden«

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